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JUDAÏCA & HEBRAÏCA

Die meisten Stücke, die vom 8. Juni bis zum 20. August 2012 im Grand Curtius in Lüttich ausgestellt werden, stammen aus der persönlichen Sammlung von Isy Halpern. Als Antiquitätenhändler aus Lüttich und Geschichtsliebhaber ist er seit mehr als dreißig Jahren auf der Suche nach Objekten. Getrieben von seiner Leidenschaft für die jüdische Geschichte, hat er sich eine umfassende Sammlung von Gegenständen aufgebaut. Diese erinnert in ihrer Vielfalt und durch ihre unterschiedliche Herkunft sehr gut an die großen Momente des Judentums, an seine Blütezeit und an sein schweres Schicksal.

Isy Halpern beschreibt die Entstehungsgeschichte seiner Ausstellung „Judaïca-Hebraïca“: „Über diese Ausstellung hatte ich mir schon lange Gedanken gemacht. Zu Beginn hoffte ich, sie für ein oder zwei Wochen in der alten Kirche Saint-André an der Place du Marché der Lütticher Öffentlichkeit zeigen zu können.  Doch als ich mein Projekt Jean-Marc Gay, Direktor des Grand Curtius vorstellte, war dieser sofort begeistert und beschloss, die Ausstellung in den Räumen seines Museums auszurichten. Dinah und Maurice Korn, Leiter des kleinen Museums der israelitischen Gemeinde Lüttich (MCIL), haben die Texte des vom Museum herausgegebenen Ausstellungskatalogs vorbereitet. Ziel ist es, den Besuchern sowohl religiöse Kunstwerke als auch Alltagsgegenstände zu zeigen und damit an viele Facetten des Judentums von der Antike bis zum Zweiten Weltkrieg zu erinnern.  Diese Stücke stammen vor allem aus Mittel- und Osteuropa, aber auch aus dem Maghreb, aus Frankreich, den USA, dem Iran und weiteren Ländern. Ein Teil der Ausstellung erinnert an den Tourismus in Palästina während des Osmanischen Reiches und des britischen Mandats.“

Ein Teil der ausgestellten Objekte stammt aus dem kleinen Museum der Synagoge von Lüttich, doch der Großteil des „Schatzes“ ist das Ergebnis der Bemühungen des Sammlers, dem es Freude macht, seine Heiligtümer genau zu beschreiben und geschickt die Funktionen, die Herkunft und den historischen Wert jedes Objekts zu kommentieren. Wie etwa diese Schreibmaschine, die im Jahr 1918 speziell für die jüdische Gemeinde von New York hergestellt wurde oder dieses außergewöhnliche Bügeleisen aus Bronze, das mit einem Davidstern verziert ist und vor 1900 in Polen hergestellt wurde. Oder auch dieser eigenartige Zeigestab für das Lesen der Tora (Jad), dessen hohler Knauf als Dose für Schnupftabak dienen konnte.

Isy Halpern kommentiert eine Lithografie des Berliner Künstlers Ludwig Meidner und erinnert dabei an die Korrespondenz zwischen diesem Maler des Expressionismus, welcher von Van Gogh und Munch inspiriert wurde, und Rabbi Pinchas Kahlenberg über das Verhältnis von Malerei und jüdischer Orthodoxie ... Als leidenschaftlicher Sammler von allem, was die jüdische Geschichte in unserem Land betrifft, zeigt Isy Halpern mit Stolz ein Exemplar einer der ersten Ausgaben von „L’histoire du saint sacrement de Miracle“ von Steven Ydens. Dieses Werk war ein „Bestseller“ des Antijudaismus im 17. und 18. Jahrhundert, illustriert mit Stichen über die Geschichte der „wundersamen Hostien“, die angeblich im Jahr 1370 von den Juden von Brüssel entweiht und dann als Reliquien in der Kathedrale von Saint-Michel aufbewahrt wurden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren sie Gegenstand einer großen Volksfrömmigkeit.

Liebhaber der jüdischen liturgischen Kunst werden von der Schönheit der Arbeit der Kunsthandwerker begeistert sein. Sie sind die Urheber der außergewöhnlichen Kultobjekte, die von Isy Halpern ausgewählt wurden. Ihre Auswahl durch den Sammler wird auch Bibliophile und Liebhaber der modernen jüdischen Kunst verführen. Die Ausstellung Judaïca-Hebraïca, entstanden aus der Leidenschaft von Isy Halpern, soll auch didaktisch sein: Legenden und erklärende Tafeln erläutern den historischen Kontext und die Funktionen der ausgestellten Objekte. Kurz gesagt: Es ist eine notwendige Ausstellung, die unser jüdisches Kulturerbe würdigt – im historischen Zentrum der „Brennenden Stadt“.