Vase „Diva“ von Georges Collignon

Der berühmte Lütticher Maler Georges Collignon (1923-2002) legte in seiner künstlerischen Laufbahn ein schönes, kurzes, jedoch fruchtbares Abenteuer bei den Cristalleries du Val-Saint-Lambert ein. 1942 beauftragte der Künstler Charles Graffart, welcher gerade ausgewählt worden war, die kreative Leitung im Val zu übernehmen, den zukünftigen Malerei damit, seine gezeichneten Kreationen auf Pauspapier zu übertragen[1]. Dreißig Jahre später sollte er als Schöpfer neuer Modelle in neuartigem Design mit Val Saint-Lambert zusammenarbeiten. 

Die meisten seiner Werke in geometrischen Formen werden zunächst unter verschiedenen Winkeln gezeichnet und danach aus massivem Kristall geformt, zerteilt und gebohrt. Er verwendet zudem lebhafte Farben für die Verzierungen, die durch den Vergrößerungseffekt der Dicke des Kristalls hervorgehoben werden. Die von ihm gezeichneten Vasen sind im Gegensatz dazu seltener und stellen die am meisten begehrten Stücke dar – genauso wie dieses ausgestellte Modell, das die Sammlung der Abteilung für Glas des Grand Curtius ergänzt. Die schlanke und gebogene Form bildet im oberen Teil eine Ausbuchtung mit einer verengten Einmündung mit breitem transparentem Rand. Das satinierte Kristallglas ist mit Schwarz hinterlegt. So entsteht ein Band an der Basis und am Rand. Das Dekor besteht aus acht horizontalen Zierstreifen. In der ersten und der letzten Reihe sind deren schwarze Punkte vollständig undurchsichtig, dann wird ihr durchsichtiger Bereich immer größer und die mittlere Reihe lässt das meiste Licht durch. Mit diesen ausgeschnittenen Kreisen lässt sich der Künstler von einem visuellen und technischen Prozess inspirieren, der dem Objektiv einer Kamera eigen ist, deren Blende sich allmählich weitet. Er nutzt auch die Transparenz des Materials. Wenn der Betrachter es durch diesen Blickwinkel betrachtet, kann er Motivreihen sehen, die in der anderen Fläche der Vase eingefräst sind. Durch einen optischen Effekt werden sie vervielfältigt. Dieselben dekorativen Motive zieren ein anderes Modell des Malers: die Vase „Delta“ in zylindrischer Form[2]. Hier ist auch anzumerken, dass die Farbe Schwarz bei Val Saint-Lambert wenig in Gebrauch war – mit Ausnahme von bestimmten Werken von Charles Graffart, die zwischen 1930 und 1935 entstanden sind.
Georges Collignon schuf die meisten Formen und Dekors seiner Modelle und verfolgte aufmerksam die verschiedenen Etappen ihrer Ausgestaltung 1972. Der Schleifer Roger Laurent und vor allem Noël Delfosse, der die Werke vollendete und ausfeilte, arbeiteten eng mit dem Künstler zusammen[3].   

[1] M. Wilmotte, L’art verrier actuel dans Le Verre en Belgique (sous la direction de Luc Engen), Fonds Mercator, Liège, 1989, S. 362.  
[2] Michèle Thiry, Katalog zur Ausstellung „Val Saint-Lambert, Art & Design 1880-1990“, Brüssel, 1990, S. 132, 133 und 182, Nr. 312.
[3] Joseph Philippe, Le Val Saint-Lambert, Ses cristalleries et l’art du verre en Belgique, Libraire Halbart, Liège, 1974, S. 322.

Numéro d'inventaire FLORA
GC.VER.08a.2013.010852 (2013/1)
Auteur
Georges Collignon (1923-2002)
Année d'exécution
1972
Lieu
Val Saint-Lambert,
Dimensions
H 34 - l. max 11,90 cm