Zweihundertjahrfeier der Geburt von Henri Vieuxtemps

In diesem Monat Februar 2020 erinnern wir an Henri Vieuxtemps, Violinist und Komponist, dessen Geburtstag vor 200 Jahren, am 17. Februar 1820, gefeiert wird.

Im Jahr 1828, mit nur acht Jahren und von seinem Vater unterrichtet, wurde Henri Vieuxtemps von Charles de Bériot (1802-1870) während eines Konzerts in Amsterdam entdeckt. De Bériot kümmerte sich um die musikalische Ausbildung des jungen Wunderkindes. Wo immer Vieuxtemps auftrat, wurde er triumphierend empfangen, wie in Deutschland, wo er Robert Schumann (1810-1856) begeisterte und inspirierte. Neben der Violine studierte Vieuxtemps auch Harmonie und Komposition. Es folgten Tourneen in Europa und Amerika. Von 1846 bis 1851 erhielt er einen Lehrauftrag am St. Petersburger Konservatorium und lehrte von 1871 bis 1873 in Brüssel. Nach einem Schlaganfall, der ihn gelähmt ließ, musste er sein Amt an Henri Wieniawski (1835-1880) abgeben.

Vieuxtemps ist bekannt für seine Virtuosität und seinen vollen Klang. Er war einer der ersten, der im 19. Jahrhundert Bravourstücke aufführte; seine sieben Konzerte trugen zur Entwicklung dieser Form bei.

Als die Krankheit ihn am Spielen hinderte, raten ihm die Ärzte ein warmes Klima an. Der Virtuose zog deshalb mit seiner Tochter nach Algier. Er starb dort am 6. Juni 1881. Jean-Théodore Radoux (1835-1911) widmete ihm 1891 eine Biografie, von der wir die Ehre haben, das Originalmanuskript zu besitzen.

VIEUXTEMPS, RADOUX UND YSAYE

Da das Arbeitszimmer von Eugène Ysaye auch Teil unserer Dauerausstellung ist, können wir nicht umhin, die Verbindungen zwischen diesen drei Protagonisten zu erwähnen. Eugène Ysaye, der als faul und undiszipliniert gilt, wird gebeten, die lütticher Musikhochschule zu verlassen. Wir wissen nicht, unter welchen Umständen Eugène zufällig Vieuxtemps begegnet, der, fasziniert vom Talent des jungen Mannes, seinen Freund Théodore Radoux, den neuen Direktor des Conservatoire de Liège (1872), aufsucht. Letzterer hat Ysaye wieder am  Konservatorium aufgenommen, wo er schließlich als außergewöhnlicher Schüler anerkannt wurde. Im Alter von sechzehn Jahren erhielt er seine Goldmedaille und ein Stipendium, um in Brüssel in der Klasse von Vieuxtemps zu studieren. Im Alter von 18 Jahren, schliesst sich Eugène Vieuxtemps in Paris an. Vieuxtemps betrachtet Ysaye als seinen geistigen Sohn.

Da Krankheit ihn nun am Spielen hindert, erfreut Vieuxtemps sich sein Wissen und seine Technik, an seine Schüler und Studenten weiterzugeben. Somit können wir feststellen, dass Vieuxtemps und Radoux, in der Rolle der Wohltäter, zur Entwicklung eines der größten Geiger aller Zeiten beigetragen zu haben.

Joël Tiberghien

Legenden der Bilder in der Reihenfolge der Galerie :

1.    Büste von Henri Vieuxtemps (1820-1881) - Terrakotta - Lüttich 1908, Jean Victor Florkin (1876-1973)

2.   Medaille mit Bildnis von Eugène Ysaye - Bronze - Lüttich 1931 ?, Louis Dupont (1896-1967)

3.   Medaille mit Bildnis von Jean-Théodore Radoux - Bronze - Lüttich 1936, Louis Dupont (1896-1967)

4.   Medaille mit Bildnis von Henri Vieuxtemps (1820-1881) - Bronze - Brüssel 1912, Jenny Lorrain (1867-1943)