Voorproefje van het tweehonderdjarig bestaan van Val Saint-Lambert

Vorspiel zum zweihundertjährigen Jubiläum von Val Saint-Lambert (1826–2026)

Vase Natal, Dekor Violettes
Val Saint-Lambert, um 1900
Signiert: Val St Lambert (unter dem Boden eingraviert)
Farbloses Kristall mit rosa Füllung, mundgeblasen und geformt, Säureätzung
26,3 cm
Inv.-Nr.: 59/91

Von 1880 bis 1914 – Das goldene Zeitalter der Kristallfabrik
Die Cristalleries du Val Saint-Lambert, deren erster Ofen 1826 in Betrieb genommen wurde, entwickelten sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer unbestrittenen Wirtschaftsmacht. Um die Wende zum 20. Jahrhundert etablierte sich die Manufaktur als weltweites Aushängeschild: Rund 5000 Menschen arbeiteten in ihren Mauern, ihre Maschinen waren auf dem neuesten Stand der Technik, ihre Verkaufsstellen waren auf allen Kontinenten zu finden und ihre Teilnahme an internationalen Ausstellungen (Antwerpen 1894, Brüssel 1897, Turin 1902) fand große Beachtung. Die emblematische Vase der neun Provinzen, die von Léon Ledru für die Weltausstellung in Antwerpen 1894 entworfen wurde, wird im Grand Curtius aufbewahrt und wurde 2017 von der Föderation Wallonie-Brüssel als Schatz eingestuft. Sie zeugt vom Know-how der Kristallmanufaktur. Sie wurde und wird von allen bewundert.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ermöglichte die künstlerische Anerkennung der sogenannten kleinen oder angewandten Künste, dass Glas den Rang eines Kunstwerks erlangte. Gleichzeitig nahm Val Saint-Lambert ab 1864 die Dienste eines Designers, Camille Renard, und ab 1888 auch die von Léon Ledru in Anspruch. Technische Innovationen und die Präsenz von Fachleuten (Maler, Graveure, Schleifer), die als wahre Virtuosen mit den bedeutenden Designern des Unternehmens zusammenarbeiteten, hoben die künstlerische Produktion der Kristallmanufaktur auf internationales Niveau. Neben reich verzierten Luxusartikeln, aber auch eher zweckmäßigen Produkten entstehen dank mutiger und talentierter Künstler besonders originelle künstlerische Linien. Zu ihnen zählen Camille Renard, Léon Ledru oder die Brüder Eugène und Désiré Muller.

Der Jugendstil im Val
Als Reaktion auf die exponentielle Industrialisierung und einen Eklektizismus, der endlos alte Stile reproduzierte, war der Jugendstil eine künstlerische Bewegung, die sich Ende des 19. Jahrhunderts im inspirierenden Sog des Japonismus* entfaltete. Architektur und dekorative Künste sind hervorragende Beispiele dafür. Der Ausdruck dieser neuen Kunst variiert je nach Land oder Stadt, in der sie entsteht. Belgien nimmt dabei einen besonderen Platz ein.

Léon Ledru (Paris, 1855 – Lüttich 1926), ein inspirierter Designer
1888 wurde der französische Designer bei Val eingestellt und wurde 1897 Leiter der Designabteilung, eine Position, die er 28 Jahre lang innehatte. Ledru war in mehreren Kunstkreisen und Salons in Lüttich, Brüssel und Paris aktiv und entwickelte einen avantgardistischen Jugendstil, den er 1897 auf der Weltausstellung in Brüssel präsentierte. Neben diesen entschieden modernen farbigen Kristallen schuf er florale und pflanzliche Dekore im Stil des Jugendstils, poetisch und japanisch anmutend, sowie klassische Stücke, die der bürgerlichen Tradition treu blieben. Ledru begeisterte sich zwar für die Kunst seiner Zeit, interessierte sich aber auch für das alte Kulturerbe, darunter die Geschichte der Abtei und später der Kristallfabrik Val Saint-Lambert. Mehrere Zeichnungen zeugen davon. Dieser strahlende Künstler verfügt über eine unendliche Kreativität, denn nach dem Ersten Weltkrieg entwirft er Stücke im Art-déco-Stil.

Dieses Objekt des Monats ist ein Auftakt zur Ausstellung „Japonismus und Jugendstil“, van 17 april tot 27 september 2026, im Grand Curtius im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums der Kristallfabriken von Val Saint-Lambert stattfindet.

Isabelle Verhoeven
Konservatorin der Abteilung Glas

*Japan öffnet 1853 seine Grenzen. Seine Teilnahme an den Weltausstellungen in Paris 1867 und 1878 markiert einen Wendepunkt in der westlichen Kunst des 19. Jahrhunderts, indem es neue ästhetische Perspektiven eröffnet. Der Japonismus entwickelt sich in den 1880er Jahren und löst unter anderem eine beispiellose Begeisterung für die Natur aus, eine der großen Inspirationsquellen des Jugendstils.

Het object van de maand in beeld

Locatie van de tentoonstelling

De objecten zijn te zien in de vitrine van het object van de maand. Entreehal van het Grand Curtius Museum in Luik.